Wednesday, August 19, 2009

Landung im Land der unbegrenzten Größen*

*wie mein Reiseführer sagt: alles ist hier größer als anderswo, so auch der Flughafen, die Straßen und die Zwiebeln

Die Reise


Aufgeregt macht sich ein Greenhorn (zu deutsch Grünschnabel) auf die Reise, das wohl größte Abenteuer seines Lebens zu erleben. Nunja, zunächst ziemlich müde und aufgeregt war die erste Hürde die deutschen Sicherheitskontrollen zu passieren. No problemo. Nach einem sehr unterhaltsamen Flug (der Pilot war gut drauf) die Landung im sterbenslangweiligen sich im Bau befindenden Flughafen Düsseldorf International - was daran wohl international ist?









Dementsprechend hat natürlich auch der Flieger (rechts) Verspätung. Während schon mehrere hundert Leute warten, bleiben die Zugänge zunächst verschlossen. Erst eine Stunde später hebt der Flieger endlich in Richtung USA ab. Wir passieren die beeindruckend schönen und flachen Shetland-Inseln (im Bild links unten), Island und Grönland. Ich versuche mich mit der Französin neben mir zu unterhalten. Die ist aber leider nicht sehr gesprächig, will lieber schlafen, um nicht ganz so "exhausted" (erschöpft) zu sein. Das Bordprogramm bietet Romantic Comedy - ohne Unterbrechung - ich schaue mir den wirklich lustigen Film "The Proposal" an, danach schalte ich ab, weil EIN solcher Film doch nun wirklich genug ist ... dann taucht die unendliche Weite Kanadas auf. Wer hätte gedacht, dass 50 Prozent dieses Landes aus Wasser besteht? Nach und nach entfalten sich die Ausläufer der Rocky Mountains unter uns. Beeindruckend bereits hier die Canyons zu sehen.


Ankunft in Kalifornien

Dann Landung in Los Angeles ... eigentlich müsste ich ja mal einem dringenden Bedürfnis nachgehen, aber die Amerikaner scheinen zu denken, das hätte man ja auch im Flugzeug erledigen können. Kein "restroom" weit und breit. Stattdessen darf ich erstmal zum Securitybeamten. In der Schlange hinter mir bedeutet mir ein asiatisch aussehender Mann, ich solle doch schon mal zu dem freien Beamten vier Schalter weiter gehen ... ich mache es einfach ... sofort pfeift mich der Officer zurück: "I didn't call you." (Ich habe sie nicht aufgerufen). Kleinlaut ziehe ich mich zurück und nehme mir vor in Zukunft mehr auf meine Reiseführer als auf irgendwelche Menschen zu vertrauen, die es auch noch eilig haben. Jedenfalls geht es dann zur Gepäckausgabe und direkt weiter am Zoll vorbei in das eigentliche Flughafengebäude ... so dachte ich zumindest. Stattdessen befinde ich mich plötzlich vor dem größten Parkhaus, das ich je gesehen habe, überall Autos und Busse und Taxis. Keine Toilette. Mir fällt ein, dass ich bevor ich mit Bus fahren kann, noch Geld brauche. Leider sagt mir der Automat, dass meine PIN falsch wäre ... ich krame in meinem Koffer und komme mir schon wie ein bombenlegender Terrorist vor ... Da! PIN ist eindeutig richtig. Ich versuche es erneut ... es funktioniert (vermutlich war der Typ vor mir noch eingeloggt und ich habe dessen PIN falsch eingegeben). Ich lasse mir 20 Dollar ausgeben und mache mich auf in Richtung Bus. Keine Minute zu früh, obwohl nirgends steht wo der Bus exakt abfährt, kommt er genau zu mir.

Während der Fahrt höre ich hinter mir zwei Typen, die eindeutig keine Amerikaner sind, sondern beides Deutsche auch wenn sie so tun und die ganze Zeit Englisch miteinander reden - noch zwei Grünschnäbel. Mir ist das egal, ich bin einfach nur müde. Plötzlich gleitet der Bus über einen Berg und es eröffnet sich der Blick über LA und seine Downtown ... genau wie auf Joshis Bildern, blendendes Wetter und im Sonnenlicht gleißende Wolkenkratzer. Ernüchtert wird mein Bild allerdings durch die immer gleichen flachen Gebäude, durch die wir fahren. Endlich am Hauptbahnhof Los Angeles angekommen, muss ich nun nur noch sieben Dollar zahlen, bekomme mein Gepäck wieder und werde sicher schnell im Zug und in Irvine sein. Denkste! Der Bus kam an, als der Zug, den ich eigentlich nehmen wollte, bereits weg war - dank der Verspätung des Flieger aus Palma in Düsseldorf und dank der gründlich-bürokratischen Sicherheitskontrollen am Flughafen. Wie ich nach ewigem Herumsuchen herausfinde, fährt der nächste Zug erst um 8:30 pm, also in mehr als 1,5 Stunden. Mein dringliches Bedürfnis gibt mir schließlich den Mut einen Amerikaner zu fragen, ob er auf meine Sachen aufpassen kann. Der nickt nur. Als ich zurückkomme steht zum Glück noch alles da. Durch die beiden Pseudo-Tore (siehe Bild) geht es nun auf den Bahnsteig zu einem uralten riesigen Zug. Nirgendwo eine Anzeige von Stationen, hier muss man schon aufpassen, darf nicht einschlafen. Die Amerikanerin neben mir kommt eigentlich von den Phillippinen, lebt aber seit einiger Zeit in San Diego. Sie arbeitet bei zwei Fast Food Ketten, insgesamt 45 Stunden die Woche um sich ein Pharmazie-Studium leisten zu können.

Irvine Station. Alfred, ein kurzhaariger Asian-American in kurzen Baggy-Hosen holt mich ab. Eigentlich wollte ich ja mit dem Bus bis direkt zur Universität fahren, aber das war mir so spät zu unsicher. Schwupps, geht es in eines dieser Parkhäuser zu seinem großen schwarzen Audi. 18.000 Dollar hat der gekostet - Alfred ist 19! Wie jeder Amerikaner erkundigt er sich nach meinem Befinden und wie der Flug war und natürlich wie das so mit dem Geld ist. Bei seinem Apartment angelangt, bemerke ich nicht mehr viel, will nur noch ins Bett. Alfred stellt mich zwei Indern vor, die auch hier schlafen (es soll noch ein dritter hier wohnen, der sei aber eher zurückgezogen). Ich kann mir ihre Namen nicht merken. Plaudere trotzdem kurz mit ihnen, lass mir eine Banane aufdrängen (die mir auf jeden Fall den nächsten Morgen gerettet hat) und geh schlafen.

Die Nacht ist unruhig, Alfred bleibt lange wach, ich wache auch immer wieder auf ... dennoch ist es toll endlich einfach nur zu liegen.

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