Thursday, August 20, 2009

Ungemütlich wohnen und entspannt studieren

Der Campus

Nach einer unruhigen Nacht führte mich Alfred auf dem Campus herum und zu den nächstgelegenen Shopping Centern. Schließlich brauchte ich noch ein Telefon und musste wissen wo ich Lebensmittel bekommen kann.

Alfred zeigte mir zunächst das University Center, direkt neben seinem Court (Wohnkomplex), wo man zum Friseur gehen und Lebensmittel kaufen sowie Joghurt essen kann. Danach das Study Center, mit Gelegenheiten zum Geld abheben. Dort wollte ich Geld abheben um die Miete zu bezahlen. und wieder war die PIN falsch. Diesmal aber wirklich, denn ich hatte ja nicht meine Kreditkarte, sondern meine EC-Karte verwendet. Danach gingen wir zum Social Ecology Gebäude, also dorthin, wo meine Fakultät angesiedelt ist.

Das war das erste Mal in meinem Leben, das ich einen Campus gesehen habe. Als ich später nochmal alleine herumging und mit Hilfe des Plans, bemerkte ich das erste Mal diese krasse Verkehrstrennung Auto/Fußgänger die für den amerikanischen Sprawl (ausufernde Siedlungsstruktur) so typisch ist. Aber dazu morgen mehr. Der Campus ist auf jeden Fall sehr großzügig gestaltet, mit vielen wunderschönen großen Bäumen und exotischen Pflanzen. In der Mitte befindet sich ein hügeliger Park, in dem wie mir Alfred versicherte, schon häufig Studenten auf den Banken eingeschlafen sind. Er selbst auch.


















Die treue Seele

Janet Gallagher, Koordinatorin des Instituts, schien sehr erfreut mich zu sehen. Bei ihr wirkte es nur viel aufrichtiger als bei den anderen Amerikanern bisher. Sie war tatsächlich noch mehr verwirrt als ich. Erst stürzte ihr Computer ab, dann fiel ihr nicht mehr ein, welche Formalitäten zu erledigen sind. "Weil ich das nur einmal im Jahr mache, weißt du?" war ihre Begründung. Als sie mir erzählt, dass sie den Bus nutzt um zur Arbeit zu fahren, obwohl sie ein Auto hat, und dass sie nur zum Spaß mit dem Bus auch zum Strand fährt, fällt mir ein riesen Stein vom Herzen. Noch mehr Steine fallen nachdem sie mir erklärt hat, dass ich mit dem Bus auch zu den Einkaufsstätten gelangen kann.
Janet ist wirklich großartig und lieb, sie gibt mir ihre Handynummer und falls ich in Schwierigkeiten bin oder mich in komische Gegenden verlaufen haben sollte, soll ich sie nur anrufen und "I will popp up with my car and pick you up". Wie lieb!


Ernüchterung

Die macht sich nicht nur bezüglich des gesamten Landes breit - von wegen und Land der unbegrenzten Möglichkeiten - eher ein Land der Maßlosigkeit und großer Zerissenheit, sondern auch bezüglich der Wohnung: Möbel? Pah, eine Matratze und ein Tisch tun es auch. Besteck braucht man ja sowieso nicht. Einen Teller - wozu? Naja, und Töpfe ... wenn man schon keinen Teller hat. Ok, einen Topf gibt es und Harshid borgt mir auch seinen Löffel. Nudeln mit Tomatensoße ist also schon mal drin. Leider verstehen die Bewohner dieser Wohnung offensichtlich auch nicht allzu viel von Sauberkeit - ich hoffe, ich muss das am Ende nicht alleine sauber machen, bin schließlich der, der als letztes auszieht (aus elternschutzrechtlichen Gründen gibt es hierzu keine Bilder).

Ok, genug gemeckert. Ich mache mich auf den Weg zu Albertson's Nudeln und Soße kaufen ... meine erste Mahlzeit nach den Burgern von In N Out Burger, die Alfred mir freundlicherweise spendiert hatte. Soll hier DER Renner sein, ist aber auch nichts anderes als Burger King. Na, vielleicht stellen Amerikaner da eher Unterschiede fest, da ihre Hauptspeise nun mal Burger sind. Wir Europäer sind dafür vermutlich nicht sensibilisiert.


Alles ist groß

Albertson's ist ein Supermarkt, der seinem Namen alle Ehre macht. Noch nie habe ich so riesige Zwiebeln gesehen.


Aber auch die Wasserflaschen und Saftbehälter und Milchkanister (kann man nicht mehr als Flasche bezeichnen) sind einfach nur groß. Die Maßeinheiten sind hier für Europäer nicht nachvollziehbar ungerade, zumindest in litern ausgedrückt. 1 Gallon entspricht etwa 3,79 Liter. Sowohl Milch also auch Wasser und Saft wird hauptsächlich in solchen Größen oder als halbe Gallon verkauft. Toll war dann der Einpackservice. Ich hätte es kaum geschafft so schnell alles wegzupacken, in Europa empfinde ich das an der Kasse immer als sehr stressig, hier ist es wirklich Komfort.


Und auch die Straßen sind groß. So breit, dass in Europa zwei Autos nebeneinander auf eine Spur passen würden, obwohl nur selten Autos vorbeifahren. Genauso groß sind auch die Entfernungen. Am Campus kann man Wege noch zu Fuß zurücklegen. Weiter weg werden die Wege immer länger und die Kreuzungen immer größer.

Und schließlich sind natürlich die Kühlschränke und Herde groß und folglich auch die Menschen - nicht groß, aber breit, naja, nicht alle...

Wenn Amerikaner eines nicht tun, dann ist es Zeit verschwenden. Sie sind effektiv. Das habe ich gestern gemerkt, als ich beim Friseur war. Keine große lange Beratung, nur gefragt, was wollen sie denn und los gings. Hat wohl nicht mal 30 Minuten gedauert. Ich bin dennoch ganz zufrieden, auch wenn der Preis dafür unverschämt ist...

Morgen mehr zum Einkaufen und vom öffentlichen Nahverkehr...

1 comment:

  1. Hey! Ich bin gerade auf deinen Blog aufmerksam geworden und ich finde es echt interessant was du schreibst! Ich hoffe es ist ok, dass ich dich zu meiner Leserliste auf meinem Blog hinzugefügt habe. Ich studiere gerade in Memphis und schreibe einen Blog über die kulturellen Unterschiede zwischen Amerika und Deutschland. Ich könnte mir vorstellen, dass die Leser meines Blogs auch daran interessiert sind was du schreibst. Wäre echt cool wenn du mich auch zu deiner Leserliste hinzufügen könntest.
    Ein schönes Wochenende noch und frohe Weihnachten!
    Selina

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